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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 120

1911 - Erfurt : Keyser
— 120 — bett prächtigen, zweistöckigen (Srfer, der in feinem giebelcirtigen Abschluß fast benfelben Ansban wie der stattliche Türeingang zeigt. i Der 3vjährige Krieg: Wie aber schon gesagt, hielt bic Besserung der Verhältnisse nicht an; durch den 30jährigen Krieg, in dem Erfurt furchtbar zu leiben hatte, würde fein Wohlstanb voliftänbig vernichtet (f. Das Erfurter Laub im 30jährigen Kriege, Nr. 47). Von den großen Heerführern biefer Zeit, sah die Stadt nur den Schwebenkönig Gustav Aböls, der am 22. September 1731 einritt (f. Nr. 48, 49, 50 u. 51). Er zeigte sich sehr hulbvoll und schenkte Erfurt viele Kloftergiiter; auch der Universität nahm er sich warmherzig an. Durch eine Verfügung vom 9. Oktober 1632 aus Nörblingen überließ er Erfurt alle weltlichen Rechte, die einst dem Erzbischof zugeftanben hatten, den Mainzer Hof, die fünf Kiichenbörfer, die beiben Stifter, 8 Klöster und enblich die noch dem katholischen Gottesbienste geweihten Pfarrkirchen. Er wollte die Stadt „für die dem evangelischen Wesen treu geleistete Assistenz" belohnen und zur Wieberaufrichtung der „fast gar zerfallenen uralten Akabemie" beitragen, zu bereu Förberung er schon im Jahre vorher der Stadt das Negier Kloster überwiesen hatte. Der Oberhoheit behielt der König sich freilich „in alleweg" vor. Doch schon der Prager Friebe 1635 brachte eine Aenberung der Erfurt so günstigen Verhältnisse. Der Kurfürst und die Klöster traten nach dem Abzüge der Schweden wieber in ihren alten Be-sitzsianb ein, ebenso würden die beiben Stiftskirchen von den Evangelischen geräumt. Die Universität, welche auch die ihr zugelegten Kloftergiiter wieber verlor, sank in den alten traurigen Zustanb zurück; benn der Rat war nicht imstanbe, ihr den Verlust aus eigenen Mitteln zu becken. Zwar kehrten die Schweden unter Bauer schon im folgenben Jahre in die Stadt zurück, nachdem sie biefetbe am 19. Dezember heftig beschossen hatten (f. Nr. 52); aber sie kümmerten sich nicht um ihre Verwaltung. Der Rat konnte nach eigenem Ermessen schalten und walten, und auch dem Kurfürsten von Mainz, feinen Beamten und der katholischen Geistlichkeit sicherten die Schweden die Erhaltung ihrer Güter und Rechte zu. Die ihnen gänzlich überlassene Eyriaksburg würde ebenso wie die Stadt aufs neue befestigt. Den hohen und starken Turm am Brühler Tor ließen die Schweden nieberreißen, auch legten sie den Wall weiter zurück, um die Burg mehr von der Stadt zu entfernen und biefe ihr unterzuorbnen. — Währenb der noch übrigen Dauer des Krieges finb die Schweden in Erfurt geblieben. Der letzte Teil der fchwebifchen Besatzung hat sogar erst 2 Jahre nach dem Friebensschlnß die Stadt verlassen, die nun auch baran beulen konnten, das Friebensfest zu feiern, herzlich froh, daß die schreckliche Kriegszeit enblich vorüber war (f. Nr. 53, 54, 55). Innerhalb des balb 20jährigen Aufenthaltes der Schweden, in welcher Zeit die Stadt boliftänbig frei von Mainz gewesen,

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 121

1911 - Erfurt : Keyser
— 121 — war im Rat die Hoffnung gekeimt, daß Erfurt doch noch eine Reichsstadt werden könne. Aber trotz aller Anstrengungen der Er-surter Abgesandten brachte der Friedensschluß zu Münster 1648 nicht die Erfüllung dieser Hoffnung. Erfurt blieb beim Mainzer Stift, dessen staatskluger Erzbischof Johann Philipp von Schönborn die Stadt bald ganz unter seine Herrschaft zwang. Restitution (Mainz erlangt seine alten Rechte zurück): Die durch die Lasten des 30jährigen Krieges und die Stockung von Handel und Gewerbe verarmte Bürgerschaft geriet wie vor 150 Jahren in einen heftigen Streit mit dem Rat, dem sie Ueber-schreitung seiner Befugnisse, Uebermut gegen die Bürger und Mißbrauch der allgemeinen Not zu eigenem Vorteil zum Vorwurf machte. Sie verlangte wie damals (1309) die Einführung der Vierherren-Wahl und eine Stadtregiernng, wie sie die sogenannte Regimentsverbesserung von 1510 vorgesehen hatte. Es war nämlich im Laufe des Krieges üblich geworden, neben den alljährlich wechselnden Räten eine Anzahl der vornehmsten Mitglieder, die sogenannten Aeltesten, beizubehalten. Man wollte stets Männer an der Spitze haben, die in den schweren Zeiten mit dem Gange der Geschäfte vertraut waren. Die Aeltesten hatten aber zuletzt die Herrschaft ganz an sich gerissen und schalteten und walteten ausschließlich nach eigenem Ermessen. Anfangs widersetzte sich der Rat den Forderungen der Bürger. Später aber gab er zu, daß Abgeordnete gewählt wurden, die an der Regelung der öffentlichen Verhältnisse teilnehmen sollten. Ferner erhielt der kaiserliche Ausschuß den Auftrag, den Streit zwischen Rat und Bürgerschaft zu schlichten. Er war auf Verlangen des Erzbischofs zur Berichtigung seiner Ansprüche, die er auf Grund der Restitution an Erfurt gestellt hatte, eingesetzt worden. Es gelang ihm auch, die Streitigkeiten zu beseitigen und eine Vierherrnwahl zu Gunsten der Bürgerschaft herbeizuführen (Wahl des ehemaligen Rektors der Andreasschule, Volkmar Limprecht, zum Obervierherrn). Aber bald loderte die Flamme der Zwietracht von neuem empor. Die Forderung des Erzbischofs um Ausnahme in das Kirchengebet bildete den Zündstoff für den neuen Streit, der zum zügellosesten Volksaufruhr wurde, und in dem wie ehemals einzelne für Mainz, andere für Sachsen Partei ergriffen. Obervierherr Limprecht, bislang ein Liebling des Volkes und Parteigänger des Erzbischofs, wurde ins Gefängnis geworfen und nach greulichen Mißhandlungen vor dem Rathaufe enthauptet. Der Stadtfvndikus (Rechtsrat) Abianus und andere, die auf der Seite Sachsens standen, konnten sich vor gleichem Schicksal nur durch die Flucht retten, während das Volk ihre Häuser und Gärten zerstörte. Sogar ein kaiserliches Friedensgebot blieb ohne Wirkung. Da traf die Stadt die Reichsacht. Statt aber die Bürger zu beruhigen, erregte die Achterklärung ihre Wut noch höher. Sie vergaßen sich soweit, den kaiserlichen Herold zu verhöhnen und

3. Deutsche Geschichte - S. 105

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Tie Fortschritte der Reformation. 105 Die Fortschritte der Reformation. § 110. Kaiser Karl V. führte, während Deutschland diese schwere Revolution durchmachte, im Interesse seines Hauses in Italien Krieg. Für die Reformation war seine Abwesenheit von Nutzen; an die Durchführung des Wormser Ediktes war nicht zu denken. Nicht wenige Reichsstände fielen von der alten Kirche ab; unter ihnen waren der Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, dem nach seinem Tode sein Bruder Johann ,mnbe' der Beständige folgte, und Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen die mächtigsten. Auch eine Reihe von Städten führten die Reformation durch. Von besonderer Bedeutung war es, daß der Hochmeister des deutschen Ordens, der Hohenzoller Albrecht von Brandenburg, übertrat, sein Land säkularisierte, d. H. in ein weltliches Fürstentum umwandelte und sich von nun an Herzog von Preußen nannte. Schon ergriff die Reformation auch die nordischen Lande. Der Schwedenkönig Gustav Wasa, der Schweden van der dänischen Herrschaft befreite, reformierte sein Land und ebenso der König von Dänemark das seinige. Im Jahre 1526 beschloß derreichstagvonspeier, in religiösen Angelegenheiten solle es jeder Reichsstand halten, wie er es „gegen Gott 1526. und Kaiserliche Majestät hoffe und vertraue zu verantworten". Nunmehr gingen Kurfürst Johann, Landgraf Philipp und andere Reichsstände daran, den kirchlichen Verhältnissen in ihren Landen eine gesetzliche Ordnung zu geben. Bisher hatte die katholische, d. h. allgemeine Kirche alle abendländischen Staaten gleichmäßig umfaßt; jetzt entstanden in den einzelnen evangelischen Landen besondere Landeskirchen. Sie konnten nur vonjjjjjjf' der bürgerlichen Obrigkeit begründet und eingerichtet werden; so kam es, daß dem Landesherrn, obwohl er ein Laie war-, meistens eine Art bischöflicher Machtbefugnis zugesprochen wurde. Ihm und seinen kirchlichen Räten lag zunächst die Ernennung von Pfarrern ob, sodann die Einziehung des Kirchenguts, das für Staatsgut erklärt und zum größeren Teil für Kirchen- und Schulzwecke verwandt wurde, ferner die Neuordnung des Gottesdienstes, in welchem nun Predigt und Gemeindegesang in den Vordergrund traten, endlich auch die Sorge für die Schulen, für die bisher meist die Kirche gesorgt hatte, und die nun der Staat in seine Obhut nahm. Das Vorbild für andere deutsche Lande wurde Kursachsen. Während Luther für den Religionsunterricht den großen und den kleinen Katechismus verfaßte, machte sich M e l a n ch t h 0 n um die Kirchenordnung und die Einrichtung von Schulen hochverdient.

4. Deutsche Geschichte - S. 107

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Der Augsburger Reichstag und der Nürnberger Religionsfriede. 107 jeirt Schwager Ferdinand, Karls V. Bruder, der nun die Krone von berufter*8 Böhmen und Ungarn erhielt. So entstand damals die österreichisch -ungari4en . r r rrv, r ' Monarchie. ungarische Monarchie. Freilich war Ungarn zunächst nur teilweise in Ferdinands Besitz. Suleiman belagerte bald daraus sogar Wien, konnte es aber nicht nehmen. Der Augsburger Reichstag und der Nürnberger Rcligiousfricde. § 113. Der Reichstag von Augsburg 1530 und der schmalkaldische Bund. Seit Karl V. den Krieg mit Franz I. beendet und /auch mit dem Papste Frieden geschlossen hatte, erfüllte ihn mehr als je das Verlangen, der Ketzerei in Deutschland ein Ende zu machen und die Abgefallenen zur katholischen Kirche zurückzuführen. Schon aus dem Reichtstag, der im Jahre 1529 zu Spei er stattfand, traten seine Beauftragten sehr scharf gegen die Reformation auf, und die Mehrheit des Reichstages beschloß, daß jede weitere Neuerung in kirchlichen Dingen verboten sein solle. Gegen diesen Reichstagsbeschluß gaben die evangelischen Reichsstände eine Pro- «gestatt™ testation ab, in der sie sich für ihr Vorgehen auf ihr Gewisien und aus^Ig"' Gott selbst, „den höchsten König und Herrn aller Herren", beriefen. Seitdem trugen sie den Namen Protestanten. Eine Einigung zwischen den Lutheranern und den Anhängern Zwinglis suchte Philipp von Hessen durch das Marburger Religionsgespräch herbeizuführen, bei demmonr^ Luther und Zwingli anwesend waren. Aber allzusehr wurden die beiden Marburg. Männer durch Verschiedenheiten in ihrer Lehre, besonders der Abendmahlslehre, getrennt, und es ergab sich kein Einverständnis. Im nächsten Jahre erschien nun Karl V. selbst im Reich und berief einen Reichstag nach Augsburg. Hier fanden sich auch die evangelischen Stände ein, aber nicht um sich zu fügen, sondern um ihren Glauben offen zu vertreten. Luther freilich durste nicht wagen sie zu begleiten, sondern weilte indessen ans der Feste Coburg; dafür war Melanchthon mitgegangen. Dieser faßte auch in seinem milden und versöhnlichen Sinne die Bekenntnisschrist ab, welche die Evangelischen dem Kaiser einreichten und vor ihm verlasen, die Augsburgische Konfession. Auch als der Kaiser dagegen durch den Dr. Eck eine Widerlegung abfassen ließ und, K°nmon. ohne auf ihre Gewissensbedenken einzugehen, unbedingten Gehorsam forderte, blieben sie fest; ehe der Reichstag geschlossen worden war, verließen Kurfürst Johann und die anderen evangelischen Fürsten Augsburg. Sie mußten nunmehr einen baldigen Angriff des Kaisers fürchten. So cec^djnnu kamen denn im folgenden Winter Kurfürst Johann der Beständige, Philipp Bund.

5. Deutsche Geschichte - S. 109

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Entwickelung de; Prolestantirmus. 109 um die Hofdame Anna Boleyn zu heiraten. Als diesem Wunsche der Papst seine Genehmigung versagte, verbot Heinrich der englischen Geistlichkeit, ferner mit ihm in Verkehr zu treten und ihm Gehorsam zu leisten, und machte sich selbst zum Oberhaupte der englischen Kirche, ohne indessen in Lehre und Kirchenverfassung weitere Änderungen zu treffen. Erst unter seinen Nachfolgern wurde auch in England die Reformation durchgeführt; die Königin Elisabeth, die Tochter Heinrichs Viii. und der Anna Boleyn, wurde ein Hort des Protestantismus. Von großer Bedeutung wurde es ferner, daß in der Schweiz eine®Cn“te neuer Mittelpunkt der Reformation entstand. Johann Calvin, der aus dem nördlichen Frankreich stammte, setzte das Werk Zwinglis fort. In Genf gelangte er seit 1541 zu maßgebendem Einfluß, ordnete die kirchlichen Verhältnisse und führte in dieser wohlhabenden und genußsüchtigen Stadt eine äußerst strenge Kirchenzucht ein. Er war ein Mann von großer Schroffheit, ja Härte, rücksichtslos gegen anders Denkende; aber in seiner Schule erwuchsen glaubensstarke Männer, denen ihre religiöse Überzeugung das Höchste war, die, streng gegen sich wie gegen andere, ihr ganzes Leben nach den Vorschriften ihres Glaubens zu formen suchten, Männer, die kampfesfteudig und zuversichtlich auch in den Tod gingen. In Deutschland wurde die K u r p f a l z das wichtigste Land, das sich zum Calvinismus be- Ausbreitung kannte, und der Heidelberger Katechismus die Bekenntnisschrift der deutschen Calvinismus Calvinisten oder, wie sie sich auch nannten, „Reformierten". Aber auch nach Frankreich, nach den Niederlanden, nach Schottland und England wurde die reformierte Lehre getragen. § 116. Die Wiedertäufer in Münster. Während das Luthertum in Nord- und Süddeutschland Fortschritte machte, gewannen an einer Stelle auch die Schwarmgeister und Wiedertäufer eine verhängnisvolle Gewalt. Die Stadt Münster in Westfalen hatte den evangelischen Glauben angenommen ; dann waren aber aus den benachbarten Niederlanden schwärmerische Anhänger jener Sekte eingewandert, hatten die Mehrheit im Rat gewonnen und ihre Macht dazu benutzt, um alle, die sich nicht zum zweiten Male taufen laffen wollten, aus den Toren zu treiben. An ihrer Spitze standen Jan Matthys, ein Bäcker aus Haarlem, und Jan Bockelson, ein früherer ver M-de» Schneider aus Leyden. Als der erstere im Kampfe gegen die Truppen des tiiuferftoat‘ Bischofs von Münster, der, von anderen Fürsten unterstützt, die Stadt belagerte, gefallen war, machte sich Jan Bockelson zum König des „neuen Jerusalem". Der Gewaltherrscher führte ein grausames Regiment und lebte in Pracht und Verschwendung., während die Lebensrnittel'in der Stadt

6. Deutsche Geschichte - S. 110

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
110 Dar Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519—1648. immer knapper wurden und unter den Belagerten Hungersnot ausbrach. Endlich gelang es im Jahre 1535 den Bischöflichen unter Beihilfe von Verrätern, in die Stadt einzudringen und sie nach hartem Kampfe einzunehmen. Bockelson und seine Genossen wurden unter großen Martern hingerichtet, und noch heute sieht man an einem der Kirchtürme Münsters die eisernen Käfige, in denen man ihre Leichen aufgehängt hatte. Die Bevölkerung aber wurde wieder zum alten Glauben zurückgeführt. Karls V. Kriege. »egen Tunis § 117. Indessen hatte Karl v. eine Reihe äußerer Kriege zu führen, und aiigicr- ^ldzüge unternahm er gegen die türkischen Seeräuber, welche von den sogenannten Barbareskenstaaten Tunis und Algier aus das westliche Mittelmeer beherrschten, die Küsten unsicher machten und den Handel lahmlegten. Auf dem ersten Feldzug wurde Tuuis unter Beihilfe der sich empörenden Christensklaven genommen und große Beute gemacht. Dagegen mißglückte ein Zug gegen Algier völlig; Stürme vernichteten einen Teil der Flotte, und nur mit Mühe konnte der Kaiser die Reste des Heeres nach Spanien zurückführen. Krieg gegen Karl hatte ferner einen dritten und vierten Krieg gegen 8roni1' Franz I. zu führen; erst11544 wurde ein Friede geschlossen, in dem Franz endgültig auf Italien verzichtete. Im nächsten Jahre kam auch ein W a s s e n st i l l st a n d mit S u l e i -man zustande, dem freilich ein großer Teil Ungarns mitsamt der Hauptstadt Ofen überlassen werden mußte. Karl V. konnte endlich daran denken, den lange geplanten Glaubenskrieg gegen die deutschen Protestanten zu söhnn. C. vom schmallraldischen Kriege bis zum Augsburger Religionsfrieden. 1546—1555. Der schmalkaldische Krieg. 1546—1547. Gründe und § 118. Vorgeschichte des Krieges. Luthers Tod. Mit tiefstem Wider-Ä* willen hatte Karl das Anwachsen des Protestantismus gesehen, nicht als katholischer Christ allein, sondern auch als Kaiser; denn in jeder Kräftigung des Protestantismus muhte er eine Verstärkung des Widerstandes gegen seine kaiserliche Gewalt sehen. Er hoffte jetzt, durch einen glücklichen Krieg in Deutschland die Glaubenseinheit und zugleich das Ansehen des Kaisertums wiederherzustellen. Einen Anlaß zum Kriege bot ihm die Weigerung der evangelischen Fürsten das Konzil zu besuchen, das eben jetzt im Jahre

7. Deutsche Geschichte - S. 114

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
114 Die Zeit der religiösen Kämpfe 1519 —1648. gischen Herzogtümern gehören. Kurfür st Moritz fand schon vorher seinen Tod. Sein früherer Bundesgenosse, der wilde Markgraf Albrechtalci-b i a d e s von Brandenburg-Kulmbach, hatte den Passauer Frieden nicht anerkennen wollen, sondern auch fernerhin die Bistümer geplündert und gebrand-schatzt. Da trat ihm Moritz selbst entgegen; bei S i e v e r s h a u s e n unweit Braunschweig kam es im Jahre 1553 zur Schlacht, in der Moritz zwar siegte, Moritzens aber tödlich verwundet wurde. Er zählte bei seinem Tode erst 32 Jahre. Tod. ' Der Augs. § 122. Der Augsburger Religionsfriede und der Ausgang Karls V. M-Ws-Jm Jahre 1555 führten die Verhandlungen, die zwischen König Ferdinand 1555. und den protestantischen Fürsten stattfanden, zum Abschluß des Augs-burgerreligionsfriedens. Den lutherischen Fürsten, den „Augsburger Konfessionsverwandten", wurde freie Religionsübung und jedem weltlichen Reichsfürsten das Recht zugesprochen, sich zwischen dem katholischen und dem lutherischen Glauben zu entscheiden. Damit erhielten freilich nur die Fürsten, nicht ihre Untertanen das Recht der Gewissens-fteiheit. Es galt der Satz: „wessen das Land, dessen der Glaube"; andersgläubigen Untertanen ward nur das Recht der Auswanderung zuerkannt. Ferner wurde das reformierte Bekenntnis auch jetzt noch nicht reichsgesetzlich anerkannt. Über die Frage, ob auch ein geistlicher Fürst in seinem Lande die Reformation durchführen dürfe, einigte man sich nicht. Die Katholiken setzten es durch, daß der „geistliche Vorbehalt", trotzdem ihn die Protestanten nicht anerkannten, in den Frieden aufgenommen wurde; danach sollte ein Bischof oder Abt, der zur Reformation übertreten wollte, verpflichtet sein sein Amt niederzulegen. Immerhin war ein vorläufiger Friede zwischen den Religionsparteien zustande gekommen. Abdankung Indessen hatte Karl v., ein vor der Zeit gealterter, müder Mann, Karls bereits seine italienischen Lande, dabei auch Mailand, das bisher deutsches Reichslehen gewesen war, seinem Sohne Philipp überlassen; ihm übertrug er in feierlicher Versammlung auch die Niederlande, die auf diese 1556. Weise ebenfalls vom deutschen Reiche losgelöst wurden, und im Jahre 1556 auch Spanien. Er selbst begab sich in das Kloster San Yuste in der spanischen Provinz Estremadura. Dort verbrachte er die letzten Jahre feines 1558. Lebens und starb im Jahre 1558.

8. Deutsche Geschichte - S. 119

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutichland im Zeitalter der Gegenreformation. 119 licher Stifter waren, dem geistlichen Vorbehalt zum Trotz, säkularisiert worden und wurden nicht mehr von Bischösen, sondern von weltlichen Administratoren, meist Prinzen benachbarter Fürstenhäuser, verwaltet. Die meisten Reichsstädte ferner bekannten sich zum neuen Glauben. Ja, selbst in den Ländern katholischer Fürsten, in den Habsburgischen Erblanden und vielen geistlichen Gebieten griff der Protestantismus um sich; in Böhmen und Österreich waren der größte Teil des Adels und viele Städte ihm zugetan. Verhängnisvoll aber war es, daß die beiden protestantischen Richtungen sich auf das stärkste befehdeten; dem Lutheraner galt oft der Calvinist für einen schlimmeren Feind als der Katholik. So war denn unter den evangelischen Fürsten keine Einigkeit zu erreichen; der lutherische Kurfürst von Sachsen hielt gern gute Freundschaft mit dem Kaiser, der Pfälzer Kurfürst galt als das Haupt der dem Kaiser feindseligen Partei. Unter diesen Umständen begann der Jesuitenorden seine stille, aber unermüdliche Tätigkeit. Unter seinem Einfluß wuchsen insbesondere zwei Fürstensöhne heran, die berufen waren, in den religiösen Kämpfen der nächsten Zeit eine hervorragende Rolle zu spielen, Erzherzog Ferdinand ^Iar-von Steiermark und Maximilian I. von Bayern. Der letzterem^a“^b war der bedeutendere und kraftvollere, ganz erfüllt von dem Gedanken, den Ea» i. Protestantismus zurückzudrängen und zugleich Bayern groß zu machen; er Sal)cnl war der erste deutsche Fürst, der ein stehendes Heer schuf. Wahrend sich in Bayern nur wenige Protestanten fanden, war Steiermark zum größten Teil evangelisch. Hier aber führte Ferdinand, sobald er den Thron bestiegen hatte, mit Gewalt die Gegenreformation durch; die protestantischen Prediger wurden vertrieben, die Kirchen geschlossen, die Bibeln öffentlich verbrannt, die Untertanen gezwungen, sich zu bekehren oder auszuwandern. Lieber, sagte Ferdinand, wollte er über eine Wüste als über ein Land voller Ketzer herrschen. § 128. Union und Liga. Der clevische Erbfolgestreit. Die Spannung die zwischen den religiösen Parteien bestand, führte zur Entstehung von Bündnissen. Zuerst schlossen sich eine Reihe evangelischer, vorwiegend süddeutscher Reichsstände, zum Schutze ihres Glaubens und ihrer Selbständigkeit zu der Union zusammen, an deren Spitze Kurfürst Friedrich Iv. von der ltm§“aunb Pfalz stand. Diesem evangelischen Bunde trat die katholische Liga gegenüber, deren Führer Maximilian von Bayern war. Und bald schien es, als stehe der Ausbruch eines großen Krieges un- ^Der mittelbar bevor. Um das Erbe des 1609 ausgestorbenen Geschlechts der foigestrett. Herzöge von Jülich, Cleve und Berg, die auch Grafen von Mark

9. Deutsche Geschichte - S. 121

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Der böhmisch-pfälzische Krieg. 121 seine Nachfolge anerkannt wurde; da traten Ereignisse ein, welche dm Anlaß zu dem verheerendsten und unheilvollsten Kriege gaben, der Deutschland heimgesucht hat. Z. Der dreißigjährige Krieg 1618 — 1648. Der böhmisch-pfälzische Krieg. § 130. Der böhmische Krieg. Im Jahre 1618 brach in B ö h m e n «in Aufstand aus. Den ersten Anlaß dazu gab, daß von zwei evangelischen, auf geistlichem Gebiet errichteten Kirchen die eine geschlossen, die andere niedergerissen worden war, was die Protestanten als einen Bruch des Majestätsbriefes auffaßten. Beschwerden, die sie beim Kaiser einreichten, hatten künen Erfolg. Da entstanden in P r a g Unruhen, in deren Verlauf gen bewaffnete Protestanten aus das Schloß zogen und zwei von den kaiserlichen zu pm,. Statthaltern, denen man die Schuld an der ungnädigen Antwort des Kaisers beimaß, nebst ihrem Geheimschreiber zum Fenster hinausstürzten; übrigens kamen diese mit dem Leben davon. Darauf wurde eine neue Regierung eingesetzt und ein Heer zur Verteidigung aufgestellt. Die Seele der aufständischen Bewegung war der ehrgeizige G r a f T h u r n, der sich persönlich vom Kaiser beleidigt glaubte; eine wesentliche Hilfe fanden die Böhmen an dem Grafen Ernst von Mansfeld, einem tapferen und verwegenen Söldnerführer, der aber zügellos lebte und auch seinen Soldaten viele Ausschweifungen nachsah. Es gelang, die in das Land eingedrungenen kaiserlichen Truppen wieder herauszuschlagen. Da starb im Jahre 1619 Matthias. Sein Nachfolger, Ferdinand von Steiermark, befand sich zunächst in einer sehr gefährlichen Lage. Der Aufstand verbreitete sich nicht nur über) Mähren und Schlesien, sondern in Österreich selbst traf Ferdinand auf Ungehorsam; während Thurn vor Wien stand, legte ihm eine Abordnung der österreichischen Stände auf der Hofburg in drohendem Tone ihre Forderungen vor, und ihn rettete nur das plötzliche Erscheinen einrr Kürassierabteilung im Burghofe. Da war es ein großer Erfolg, daß Ferdinand infolge der Uneinigkeit der evangelischen Kurfürsten ^rbt^ zu Frankfurt zum Kaiser gewählt wurde. «au^hl. Dagegen wählten gleichzeitig die Böhmen den jugendlichen, ehrgeizigen Srtebrte6, v. Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zu ihrem König, und dieser nahm die Krone an. Aber es war ein unheilvoller Entschluß. Obwohl tonta-Friedrich V. der Schwiegersohn des Königs Jakob I. von England war, fand

10. Deutsche Geschichte - S. 147

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Friedrich Wilhelm im Kampfe mit Ludwig Xiv. und den Schweden. 147 § 161. Zerwürfnis und Versöhnung mit dem Kaiser. Die Türken bor Wien. Der Kurfürst hatte noch einen zweiten Grund, dem Kaiser zu zürnen, ansprüche. Damals war der letzte Herzog von Liegnitz, Brieg und Wohlau gestorben, und diese Lande mußten gemäß dem von Joachim Ii. geschlossenen Erbvertrage an Brandenburg fallen; aber Kaiser Leopold I. zog sie als Lehen der Krone Böhmen ein. Unter diesen Umständen stellte sich Friedrich Wilhelm auf die Seite der Gegner des Kaisers und schloß ein Bündnis mit Ludwig Xiv. Da auch andere bedeutende Reichsfürsten mit Frankreich solche Verträge abgeschlossen hatten, so konnte Ludwig Xiv. seine Raubpolitik fortsetzen. Er richtete damals die Reunionskammern ein, d.h. fran-g^Äten. zösische Gerichtshöfe, welche prüfen sollten, welche deutschen Gebiete einst zu den in den letzten Friedensschlüssen abgetretenen Ländern gehört hätten; auf diese erhob er dann als auf französischen Besitz Anspruch und ließ sie durch Truppen besetzen. Ferner überfiel er im Jahre 1681 mitten im Frieden die alte deutsche Stadt Straßburg, die Perle des Elsaß, und S^raßburg" machte sie, ohne daß ihm jemand entgegentrat, zu einer französischen Stadt. 1681 • In derselben Zeit wurde der Kaiser von Osten her bedrängt. 1683 Die Dirken erschien ein 200 000 Mann starkes Türkenheer, von dem Großvezier Kara 1683. Mustafa befehligt, vor Wie n. Die schwache Besatzung der Stadt, durch Bürger und Studenten verstärkt, leistete unter dem Befehl des Grafen Ernst Rüdiger von Star h emberg den Angriffen und Minen des Feindes tapferen Widerstand; doch machte dieser bereits gefährliche Fortschritte, dazu drohten Seuchen und Hungersnot. Da nahte ein Entsatzheer heran; es war riber 80 000 Mann stark und bestand aus Kaiserlichen, Reichstruppen und aus Polen, die ihr König Johann Sobieski führte. Am Kahlenberge trug es einen glänzenden Sieg davon. Der Feind floh, und sein Lager wurde erbeutet; Kara Mustafa wurde nachher auf Befehl des Sultans hingerichtet. Darauf begann der Kaiser den Angriffskrieg aus Ungarn, das sich zum größeren Teile in der Hand der Türken befand. Bei der Befreiung von Wien hatten brandenburgifche Truppen nicht mitgewirkt. Indessen war das französische Bündnis des Kurfürsten nicht von Dauer. Schon der Raub Straßburgs hatte ihn tief entrüstet; den Anlaß Zum Bruch gab, daß Ludwigxiv. 1685 das Edikt von Nantes aufhob. Da erließ der Kurfürst trotz der französischen Drohungen das P o t s - Das Edikt damer Edikt, wodurch er den gemißhandelten Hugenotten eine Zu- 1b“m: flucht in seinen Landen eröffnete. So wanderten denn unter ihm und feinem Nachfolger etwa 20 000 „Röfugiös" in Brandenburg ein und fiedelten sich in Berlin und anderen Städten an; es waren zumeist gebildete und 10*
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